Über die Sattheit und die Zehn der Kelche im Tarot von Crowley

Über die Sattheit und die Zehn der Kelche im Tarot von Crowley

Manchmal gehe ich in meinen Crowley Tarot-Lesungen durch Phasen, in denen sich eine bestimmte Karte immer und immer wieder zeigt. Das ist meistens eine Karte, die sich zuvor nur ganz selten blicken gelassen hat, aber dann eine Dringlichkeit entwickelt, die ganz klar aufzeigt, dass da etwas gesehen werden will.

Aleister Crowley hat in seinem von der ägyptischen Gottheit Thot inspirieren Tarot nicht nur in die großen Arkana und die Hofkarten eine neue Linie hinein gebracht. Die Karten spiegeln sein spirituelles Wissen wieder, dass er durch den Orden des Golden Dawn hatte. Dieses Wissen stützt sich auf die Kaballah und stammt aus einer Zeit in der dieses kabbalistische Wissen nur ganz wenigen Menschen zugänglich war. . Der Golden Dawn wird auch ein hermetischer Orden genannt, dh. er war nach Außen hin geschützt bzw. abgeriegelt.

Das Wissen und Verständnis des kabbalistischen Lebensbaums hat Crowley in einige seiner Tarotkarten einfließen lassen, vor allem in die Zehner Karten der großen Arkana. Die Neun ist die Karte der höchsten Fülle, die größte Zahl der einstelligen Nummern. In der Zehn hingegen ist diese Fülle überschritten und die Zahlen werden zweistellig. Die Zehn besteht aus der 1 und der 0, wobei das Individuum in der 1 einen Neubeginn in der 0 vollzieht. Und damit das Neue entstehen kann, muss zunächst das Alte beendet werden. Genau das gibt den Zehnerkarten von Crowley diesen schalen Beigeschmack, der uns schmecken lässt, dass die Zahl der Fülle überschritten ist. Mit dem Ende in den Zehnerkarten geht die Reise weiter in höhere Sphären – denn die angedeuteten Neuanfänge finden auf höheren Ebenen statt. Sie zeigen, dass wir unsere Lektion gelernt haben und bereit sind zu wachsen und ab und an eben auch den Schmerz dieses Wachstums ertragen um uns zu entwickeln.

Die Sattheit in der Zehn der Kelche zeigt einen emotionalen Übersättigungszustand an. Sie ist wie ein Fass, das bis zum Rande gefüllt ist und es fehlt nur noch ein Tropfen und es läuft über. Das äußert sich manchmal in Tränen und manchmal in Wutanfällen, es gibt aber auch noch zahlreiche andere Mechanismen, die uns helfen diesen Zustand zu überwinden. In angestaute Energie muss immer Bewegung reinkommen. Aus dem randvollen Fass muss zuerst etwas raus, bevor man wieder etwas hinein füllen kann. Und genau das, habe ich in unzähligen Videos in den letzten Wochen immer und immer wieder erklärt.

Doch was ist es, das im Moment gesehen werden will?

Wir sind alle in den letzten zwei Jahren durch eine sehr schwierige Phase gegangen und viele Menschen wünschen sich nichts sehnlicher, als endlich wieder ihr altes Leben zurück zu haben. Wir wollen reisen, feiern und uns frei bewegen. Keiner hat mehr Lust das böse C-Wort zu hören, das in den letzten Jahren unseren Alltag bestimmt hat. Allein der Gedanke daran, dass es in den letzten Jahren unseren Alltag bestimmt hat, löst in vielen Menschen ein Gefühl tiefer Übelkeit aus. Und diese Übelkeit ist genau das was wir fühlen, wenn wir übersättigt sind. Das fühlt sich an, wie wenn man an einem üppigen Buffet den Teller nicht nur einmal, sondern mehrere Male zu viel gefüllt hat und einem nur noch schlecht ist. Und alles was man noch zu sich nimmt, um das bereits runter Geschluckte zu verdauen, bewirkt, dass es einem wieder hoch kommt.

Die emotionale Last der Zehn der Kelche hat wirklich etwas mit Assimilation zu tun, also mit den Dingen die wir aufnehmen und verdauen. Stelle dir mal den ganzen Stress und die ganzen Sorgen, durch die du selbst und alle Menschen in den letzten Jahren gegangen sind als großes Buffet vor. Das verdirbt einem doch glatt den Appetit. Ich sehe momentan einige Menschen um mich herum, die einfach zu nichts Lust haben. Sie haben die Faxen dicke und wollen von dem C-Thema nichts mehr hören und sehen. Es reicht.

In der Konsequenz davon blenden sie aus, was sie nicht sehen wollen. Sie blenden aus, was sie enttäuscht hat – was kein Wunder ist, wenn man an all die Versprechen denkt, die den Menschen gegeben wurden und die sich einfach bis heute nicht erfüllt haben. Das Problematische dabei ist, dass die Menschen zu viel ausblenden und mit Scheuklappen durchs Leben gehen. Dabei zieht leider an vielen Menschen genau das vorbei, was gesehen werden will – aber bewusst ignoriert wird. Die Ignoranz der Wahrheit ist eine der größten Hürden und Herausforderungen aller Menschen, aber besonders bedeutsam ist sie für alle Reisenden auf dem spirituellen Weg.

Die Herausforderungen enden nicht, indem wir sie ignorieren. Es ist momentan wichtig, wachsam und geerdet zu sein und zwar in Bezug auf alle Themen, die uns umgeben.

Wie können wir konstruktiv damit umgehen?

Wir können mit diesen Emotionen präsent sein, indem wir aufhören sie wegzustoßen oder sie bewusst ignorieren. Wir können ihnen erlauben zu sein, indem wir ihnen den Raum geben sie zu fühlen. In dem Raum der dadurch entsteht, können wir erfahren, was sich hinter der Sattheit verbirgt – und das was sich dahinter verbirgt ist immer das, was nicht verdaut worden ist. Möglicherweise hatten wir nicht die Zeit etwas zu verdauen, vielleicht waren die Energien aber auch zum damaligen Zeitpunkt einfach unverdaulich. Indem wir verdauen und fühlen, was da ist, öffnet sich ein Raum der Heilung in uns. Ein Raum in dem wir unseren Schmerz, unserer Angst und unserer Trauer begegnen können.

Die Sattheit erinnert uns daran, diese Emotionen nicht unter den Teppich zu kehren, denn auch das fordert irgendwann seinen Tribut. Eine meiner Lehrerinnen sagte immer, dass jede Träne eine Perle auf unserem Weg zum Licht ist. Jede Träne macht unser Herz leichter und vermindert den Füllstand in dem Fass, das bis zum Rande voll ist. Dadurch entsteht neuer Raum für positive schöne Energien, für Licht, Liebe und Leichtigkeit. Aber um das wieder zurück zu bekommen, müssen wir das emotionale Fressbuffet der letzten Jahre verdauen.

Ganz wichtig ist auch, sich zu überlegen was wir in Zukunft auf der emotionalen Ebene zu uns nehmen, also assimilieren. Ob wir Informationen aufnehmen, die Angst und Enge in uns erzeugen, oder ob wir uns lieber auf die Dinge konzentrieren die Mut machen, Hoffnung geben und uns mit Zuversicht füllen. Das bezieht sich auf die Medien und auf die Werbung im Fernsehen, aber auch auf unsere Gespräche mit anderen und unsere Gedanken. Unterhalte dich lieber mit Jemandem, der die Hoffnung nicht aufgibt, anstatt mit Jemandem, der sich in seine Ängste hineinsteigert und diese großzügig auf andere Menschen überträgt. Und wenn es mal wieder ganz dunkel wird, dann richte den Blick in den Osten auf den Horizont, denn am Ende jeder Nacht geht immer die Sonne auf.

Blessed be!
xxx

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