Der Unterschied zwischen Energien lesen und Wahrsagen

Der Unterschied zwischen Energien lesen und Wahrsagen

In letzter Zeit erreichen mich viele Anfragen von Menschen, die sich in einer Beziehung befinden und sich ein Video zum Thema Liebe wünschen. Das lässt mich vermuten, dass sie sich in ihrer Verbindung nicht vollständig erfüllt fühlen – vielleicht beschäftigen sie Gedanken über eine Trennung oder sehnen sich nach neuer Klarheit und Impulsen aus der geistigen Welt, um ihre Beziehung wieder lebendig zu machen. Gleichzeitig ist es möglich, dass diese Menschen selbst noch nicht genau wissen, was sie wirklich brauchen oder wollen.

Meine Geistführer sagen zu diesem Thema, dass wir keine Karten legen sollten, wenn es möglich ist, ein Thema auf der materiellen Ebene zu klären. Es gibt Paartherapie, Coaching und viele andere wunderbare Methoden, die dabei helfen, wirklich herauszufinden, was man möchte. Es mag Coaches und Kartenleger geben, die ihren Klienten Entscheidungen abnehmen, doch ich gehöre ganz sicher nicht dazu, denn niemand kann besser wissen als du selbst, was gut für dich ist. Kein Mensch hat das Recht, dir deine Entscheidungen abzunehmen – ein eigenes Thema, das ich weiter unten noch ausführlicher erläutern werde.

Meine Arbeit als Coach und Therapeutin besteht darin, meinen Klienten zu helfen, in sich hineinzuschauen und die Antworten zu finden, die sie suchen. Der Klient trifft die Entscheidungen. Manchmal sind Karten in diesem Prozess hilfreich. Sie machen Aspekte sichtbar, die sonst verborgen bleiben würden. So erlauben sie uns, Situationen aus neuen Blickwinkeln zu betrachten. Oft erhalten wir kleine himmlische Fingerzeige, die ganz neue Perspektiven eröffnen. Um diese Impulse richtig einzuordnen, ist das persönliche Gespräch unerlässlich. Deshalb nehme ich bei manchen Themen und Fragen keine Videos auf. Denn diese himmlischen Fingerzeige berühren oft tief verwurzelte Denkmuster und Sichtweisen. Um mit solchen kognitiven Konditionierungen zu arbeiten, braucht es das entsprechende Hintergrundwissen, wie es im therapeutischen Bereich vermittelt wird.

Die meisten klassischen Wahrsager legen ihren Fokus darauf, den Menschen zu sagen, was sie tun sollen. Sie nehmen ihren Klienten die Entscheidungen ab. Das führt oft dazu, dass Kundschaft wiederkehrt, denn Menschen, die Schwierigkeiten haben, eigene Entscheidungen zu treffen, bezahlen gerne jemanden, der ihnen die Verantwortung abnimmt. Doch wer die Entscheidung für andere trifft, übernimmt auch das damit verbundene Karma – und das belastet sowohl den Wahrsager als auch den Klienten. Energien lesen hilft, Karma zu bereinigen. Wahrsagen hingegen erzeugt häufig Leid und Karma ohne Ende. Oft sind die Aussagen voller Projektionen. Besonders problematisch wird es, wenn der Wahrsager sich als Autorität darstellt, ohne deren Hilfe man angeblich nichts schaffen kann. Das kennen wir auch aus der Kirche, wo Priester vorgaben, ohne sie lande man in der Hölle. Spiritueller Beistand ist wertvoll, wenn er richtig eingesetzt wird. Es macht einen großen Unterschied, ob man etwas aus freiem Willen in Anspruch nimmt oder davon abhängig ist. Im Tarot symbolisiert der Teufel diese Energie – er zeigt uns unsere Sucht- und Abhängigkeitstendenzen.

Kartenlegungen und Horoskope spiegeln die Energien wider, die uns umgeben – sowohl persönlich als auch kollektiv. Was in unserem Leben entsteht, ist immer das Zusammenspiel dieser beiden Faktoren. Zum einen unser persönliches Energiepotenzial, zum anderen die kollektive Energie. Diese umfasst Milliarden von Menschen, Himmel und Erde, Länder und Kontinente. Wie soll man da bei so unendlich vielen Variablen verlässlich die Zukunft voraussagen können?

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der freie Wille. Jeder Mensch hat das Recht, sich frei zu entscheiden. Wie soll also jemand wissen, welche Entscheidung du treffen wirst, wenn du es selbst noch nicht weißt?

Das Leben selbst ist voller unendlich vieler Variablen und Möglichkeiten. Deshalb finde ich Aussagen von Wahrsagern wie „Du triffst deinen Herzensmenschen am Dienstag, den 15. Mai, mittags um 16 Uhr auf dem Marktplatz, er ist ein Stier, trägt einen grünen Pullover und du wirst ihn heiraten und glücklich bis ans Lebensende sein“ ziemlich amüsant. Lass uns doch mal die Varianten bedenken: Wie oft kommen Menschen zu spät? Wie oft wird ein Treffen abgesagt? Und was, wenn dein Herzensmensch den grünen Pullover auszieht, weil die Sonne scheint und es zu warm ist?

Für mich ist das Kartenlegen eine Kunst, die zur Selbstreflexion einlädt. Das Tarot ist ein Werkzeug, das wie eine Landkarte durch diese Welt und die Ebenen des Bewusstseins führen kann. Schon in alten Kartendecks wie dem Tarot de Marseille sehen wir, dass sich Menschen seit Hunderten von Jahren mit den Lektionen des Lebens und den Archetypen beschäftigen, die in den Großen Arkana stecken. Karten spielen war und ist eine Form von Unterhaltung, über die sich die Gesellschaft gerne amüsiert hat. Früher fand man das auf Jahrmärkten, heute auf YouTube.

Tarotkarten visualisieren Energiepotenziale. Wenn wir zum Beispiel eine Erfolgsenergie in den Karten haben, ist das ein guter Zeitpunkt, um etwas umzusetzen. Es liegt aber an jedem von uns selbst zu entscheiden, ob und wie wir so einen Erfolgsaspekt nutzen wollen – und eine Garantie gibt es dafür nicht. Ähnlich ist es im Geburtshoroskop: Auch hier sehen wir Energiepotenziale. Diese sind immer Möglichkeiten und manchmal auch Erklärungen, zum Beispiel wenn einfach mal überall der Wurm drin ist. Dann finden wir vielleicht einen Aspekt, der Chaos anrichtet. Kollektiv ist das oft beim rückläufigen Merkur so: Die Technik spinnt, Pakete gehen verloren oder kommen spät an, und die Kommunikation leidet darunter. Deshalb sollten wir in solchen Zeiten besonders achtsam kommunizieren, weil Missverständnisse leichter entstehen. Das gilt auch für Verträge, deren Inhalt man leichter missverstehen, überlesen oder verwechseln kann. Wenn wir das wissen und in diesen Phasen vorsichtig und aufmerksam sind, kommen wir gut durch den Rückläufigkeitsaspekt und können unseren Weg weitergehen. Und wenn doch mal der Drucker streikt, können wir darüber lachen, vielleicht eine Runde an die frische Luft gehen und uns neu vitalisieren, bevor wir es noch einmal versuchen.

So wie mit dem Merkur verhält es sich auch mit allen anderen Aspekten und Energiepotenzialen in unserem Leben. Jeder entscheidet für sich selbst. Jeder ist frei. Jeder trägt seine eigene Verantwortung. Es liegt an uns, sich von dem verzaubern zu lassen, was aus der Matrix des Lebens entsteht. Zu erkennen, wo Energien sich anziehen und wo sie sich abstoßen. Wo sich Chancen immer wieder zeigen und was aus der unendlichen Vielzahl von Möglichkeiten Wirklichkeit wird. Um es mit den Worten von Doris Day zu sagen: „Was sein wird, wird sein – what will be, will be“. Es ist dein Leben – und nur du triffst die Entscheidungen.

Auch das Wort „Wahr-sagen“ trägt eine besondere Bedeutung in sich. Durch das gesprochene Wort, durch unsere Gedanken und unsere Vorstellungskraft können wir Dinge in unserem Leben manifestieren. Das passiert zum Beispiel, wenn wir positive Affirmationen oder Mantras immer wieder wiederholen – bis sie wahr werden. Wir „sagen sie wahr“, im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn uns ein Wahrsager nun einen Floh ins Ohr setzt – eine Idee oder eine Vorstellung, von der er meint, sie in unserer Zukunft zu sehen –, dann erschafft dieser Wahrsager unsere Realität mit. Er nimmt damit entscheidenden Einfluss auf uns und unser Leben. Das heißt: Jemand anderes erschafft unsere Realität. Wir selbst stehen nicht in unserer vollen Schöpferkraft. Wenn ich als Therapeutin mit Kinesiologie arbeite, dann darf ich niemals einem Klienten eine Affirmation vorsagen oder ihn in irgendeiner Form beeinflussen – ganz egal, wie positiv meine Absichten sind. Wenn ich aber merke, dass jemand sich verrennt oder auf dem Holzweg ist, dann ist es meine Aufgabe, das Gespräch so zu lenken, dass der Klient selbst darauf kommt. Dann steht der Klient in der Kraft der Selbsterkenntnis. Und das ist eine Kunst, die Therapeuten beherrschen, die erstens ihr Handwerk gelernt haben und zweitens ihr Ego an der Tür lassen.

Es ist nicht an uns, die Zukunft vorauszusehen – aber es ist an uns, die Zukunft zu erschaffen!

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