Über das Gendern und die Weisheit des Narren

Über das Gendern und die Weisheit des Narren

Wer meine Videos kennt, der weiß, dass ich nicht gendere. Ich achte dennoch alle Menschen, egal in welche Richtung zwischen oder außerhalb von männlich und weiblich sie sich definieren, denn ich bin ein Freund der einfachen Sprache. Im Englischen stellen sich die ganzen damit verbundenen sprachlichen Probleme aufgrund der Beschaffenheit der Sprache erst gar nicht. So ist klar, dass ein „Teacher“, also ein „Lehrer“, sowohl männlich, als auch weiblich, als auch im Spektrum dazwischen oder außerhalb liegen kann. Meiner Ansicht nach ist die Endung „-in“ für die weibliche Form im Deutschen überhaupt erst das Tor zu dem ganzen Dilemma. Wenn wir nur das Wort Lehrer für alle benutzen würden, also männlich, weiblich, oder was auch immer, dann würde sich niemand auf den Schlips getreten fühlen, weil es alles beinhalten würde. Wir hätten quasi alles in einem Wort.

Im Tarot von Crowley gibt es erfreulicherweise genauso viele männliche wie weibliche Hofkarten. Nämlich Ritter und Prinzen, sowie Königinnen und Prinzessinnen. Dabei ersetzen die Prinzessinnen die Buben.

Ich deute diese Karten nur in sehr seltenen Ausnahmefällen als Männer oder Frauen, sondern immer als Personen, die bestimmte männliche und/oder weibliche Qualitäten verkörpern. Denn wir haben alle männliche und weibliche Anteile in uns. Der eine hat ein bisschen mehr männliches, der andere ein bisschen mehr weibliches – ganz egal ob Mann oder Frau. Wir können und müssen gelegentlich als Frau unseren Mann stehen – und ebenso entwickeln Väter in der heutigen Zeit oft die liebevollen fürsorglichen Eigenschaften, die man aus der Perspektive des traditionellen Rollenbildes der Frau zuschreiben würde.

Diese männlichen und weiblichen Qualitäten oder Rollenbilder sind alt hergebracht und in vielerlei Hinsicht überholt und dennoch finden sie in unserem Sprachgebrauch immer noch Anwendung. Und wer meine Videos kennt, weiß ebenso gut, dass ich mich häufig sprachlich davon distanziere.

Unsere unsterbliche Seele ist genderfrei. Wir entscheiden uns erst auf dem Weg in den Mutterleib für ein Geschlecht. In jedem von uns sind also beide Pole angelegt.

Mein Blickwinkel darauf stammt aus den alten tantrischen Lehren, die in Kashmir beheimatet sind. Und dort versteht man männlich und weiblich als Yin und Yang. Die männliche Energie hält den Raum, damit die weibliche Energie sich entfalten, also erschaffen kann. Die männliche Energie bildet den Nährboden dafür, dass sich die weibliche Energie entfaltet. Shiva und Shakti. Raum und Fluss von Energie.

Diese Begriffe sind eigentlich komplett genderneutral. Sie sind unvoreingenommen und befinden sich in einem Verständnis, das komplett frei ist von Geschlecht. Sie tragen die Energie des Narren, der vielleicht ein wenig naiv ist, aber dessen Verständnis ebenso frei und unverdorben ist, wie bei einem Kind. Und das erinnert mich an den Sohn meiner Nachbarin im Sommer vor zwei Jahren. Sie haben einen Pool im Garten, also so eine Art großes Planschbecken und er rief mir zu „Dani, wenn du nächstes Mal wieder kommst, dann bringst du deine Badehose mit und dann gehen wir schwimmen in den Pool!“. Der Kleine hatte also schon gelernt, dass er ohne seine Badehose nicht in den Pool darf…. und während er das sagte, musste ich innerlich so lachen, weil mein Erwachsenenhirn natürlich gleich die Vorstellung hatte von mir in Badehose, am besten noch der Papa dabei, den ich aus meiner Jugendzeit kenne und die restlichen Nachbarn. Jedenfalls ein sehr lustiger Gedanke, der zeigt, dass dieser kleine Junge noch keinen Gedanken daran verschwendet hat, warum Mädchen nen Bikini anziehen sollten. Was er sagte war total süß und unverdorben, und zeigt genau den Zustand an, in dem wir als Kinder sind, bevor das mit den Bienen und den Blümchen anfängt. Das ist das Bewusstsein des Narren, der Zahl Null, der Einheit.

Und diesen Zustand müssen wir wieder finden. Diesen Zustand der frei ist von Geschlecht und von Wertung. Frei von Definitionen. Frei von Prozentangaben, wie viel Mann und wie viel Frau man aktuell gerade ist. Ich habe für sowas keine Zeit – und ich habe weder Zeit noch Lust die deutsche Sprache noch komplizierter zu machen. Wir reden ja ohnehin schon oft genug aneinander vorbei!

Neutral, offen, nicht wertend, nicht definierend – aber liebevoll, wertschätzend und direkt, so möchte ich gerne kommunizieren. Mit einem Wort und einem Herz, dass alle Menschen gleichwertig sieht und ehrt. Das ist die Energie, die in meiner Sprache schwingt, wenn man mir jenseits von Worten mit dem Herzen zuhört.

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